Das erste Mal Lehre: Interview mit Naomi Nowak

Die erste Veranstaltungswoche liegt hinter dem Campus Salzgitter und seinen Studierenden. Für KomMa-Teammitglied Naomi war es eine besondere Woche, denn im Wintersemester 2022/23 tritt sie zum ersten Mal als Dozentin vor Studierendengruppen. Auch Teamkollegin Maja hat Naomis erste Lehr-Woche mit Spannung verfolgt und nachgefragt:

Maja: Liebe Naomi, das Wintersemester 2022/23 ist das erste Semester, in das du auch als Lehrperson startest. Welche Veranstaltungen leitest du denn als Dozentin?


Naomi: Ich lehre die „Einführung in wissenschaftliches Arbeiten“ für Medienkommunikation und Medienmanagement im ersten Fachsemester und auch die „Vertiefung wissenschaftlichen Arbeitens“ für die Medien-Studierenden im fünften Fachsemester. Letztere betreue ich außerdem im Rahmen des Projektes „Podcasting für Fortgeschrittene“.


Maja: Nun liegt die erste Veranstaltungswoche hinter dir und du hast alle Studierende deiner Kurse kennengelernt. Kurz gesagt: Wie war’s? Was sind deine ersten Eindrücke?


Naomi: Kurz geantwortet: Es war schon noch ungewohnt – vor allem das Sprechen vor so vielen Menschen. Mir ist aber aufgefallen, dass es unseren Erstis im Bachelor genauso geht. Ihre Unsicherheit hat sich zum Teil auf mich übertragen. Hier muss ich bzw. müssen wir erst noch gemeinsam warm werden. Die erfahrenen Studierenden hingegen gehen super offen in die Veranstaltungen und beteiligen sich gerne. Das gibt auch mir Sicherheit.


Maja: Spannend, wie sich Gruppendynamiken im Plenum direkt auf das eigene Gefühl und damit auch auf die Lehre übertragen. Wir lehren montags online, das heißt, du hältst sowohl digitale Lehre als auch Präsenzlehre. Wie sind deine Erfahrungen im Vergleich?


Naomi: Ich bin eindeutig Team Präsenz, die Dynamik ist eine ganz andere. In Onlineveranstaltungen weiß ich gar nicht, wer da vor dem Bildschirm sitzt, ich führe meist Monologe und sehe keine Reaktionen der Studis. Das macht es für mich schwer, einzuschätzen, ob sie mir folgen können. Ich habe zudem ein größeres “Erfolgserlebnis”, wenn Studierende lächelnd den Seminarraum verlassen und sich für die Übung bedanken, als wenn sich online alle stumm aus dem virtuellen Hörsaal ausloggen. Technik-Fails hat es aber in beiden Lehr-Szenarien schon gegeben: Online hat das Mikrofon bei BigBlueButton zunächst nicht funktioniert und im Seminarraum ließ sich die Veranstaltungspräsentation nicht über den Beamer anzeigen. Solche Dinge lassen einen natürlich erstmal nervös werden, aber schon nach meiner ersten Woche als Dozentin habe ich gelernt, dass Ruhe bewahren ziemlich gut hilft. Und die Technik will meistens auch irgendwann wieder…


Maja: Genau, dass kann ich bestätigen. Außerdem freue ich mich oft über hilfsbereite Studis, die schnell Ideen haben und sich an der Lösung des Problems beteiligen. Da wir nun schon über Fails gesprochen haben, gab es denn auch Highlights oder positive Überraschungen in der vergangenen Woche?


Naomi: Ja, die gab es in der Tat. Positiv überrascht war ich, Studis aus meiner Heimat (Region Heidekreis) kennenzulernen, die es auch „bis nach Salzgitter geschafft haben“.


Maja: Das glaub ich gern, ich freue mich auch immer über „Verbündete“ aus der Heimat. Was denkst du, warum profitieren die Studierenden besonders von dir als Lehrperson?


Naomi: Ich bin noch sehr „nah dran“ und kann mich gut in die Studierenden hineinversetzen, da ich erst Anfang 20 bin und das Bachelorstudium nicht lang zurück liegt. Außerdem schreibe ich aktuell meine Masterarbeit und beschäftige mich täglich mit wissenschaftlicher Arbeit.


Maja: Zum Abschluss noch zwei Fragen in Kurzformat: 1. Deine größte Herausforderung für die Vorlesungszeit und 2. Worauf freust du dich im Wintersemester am meisten?


Naomi: 1. Woran ich mich noch gewöhnen muss ist das frühe Aufstehen und die häufigen Autofahrten zum Campus. 2. Am meisten freue ich mich auf den Austausch mit den Studierenden, darauf, mein Wissen weiterzugeben und über mich selbst hinauszuwachsen.


Maja: Liebe Naomi, ich danke dir für das Interview und deine Einblicke!


Naomi: Sehr gern. 🙂

Semesterstart an der Ostfalia

Das neue Semester steht vor der Tür. Für alle ist das ein spannender Neubeginn, ganz gleich, ob Ihr Euer erstes Fachsemester absolviert oder nach der vorlesungsfreien Zeit als Studierende eines höheren Fachsemesters zurück an die Hochschule kommt. Doch wollen wir uns in die Situation der „Erstis“ versetzen, für die der Beginn des Studiums auch ein neuer Lebensabschnitt bedeutet. Die Aufregung steigt und der Kopf füllt sich mit Fragen: Wie ist studieren? Wie bin ich als Student:in? Habe ich mich für das Studium entschieden, das zu mir passt?


KomMa möchte versuchen, einige Antworten auf diese Fragen zu finden und fasst zusammen, woran Ihr ein gutes Studium und zukunftsorientiertes Studieren erkennt:

  • Der Studienverlauf bietet Wahlbereiche für Eure individuellen Interessen, Bildungsziele und Entwicklungswünsche.
  • Das Curriculum ist in aufbauender Weise anhand von inhaltlichen Kriterien strukturiert und orientiert sich an zentralen Problemstellungen der Praxis.
  • Ziel des Studiums ist Entwicklung von grundlegenden Handlungskompetenzen, mit Hilfe derer Ihr unterschiedliche und komplexe Situationen meistern könnt.
  • Das Ergebnis ist die Chance zur langfristigen Beschäftigungsfähigkeit, eine interdisziplinäre Ausrichtung und persönliche Reife.
  • Lernen meint das Lernen einer ganzen Lerngemeinschaft, bestehend aus Studierenden und Lehrenden. Hochschullehrende begleiten Euch während Eures Lernens.
  • Lernerfolg ist erreicht, wenn Ihr selbstgesteuert handelt und eigene Fragestellungen entwickelt. Ein gutes Studium gibt dafür Anreize und stellt die Möglichkeit zu dieser Entwicklung bereit.
  • Prüfungen denken in größeren Zusammenhängen und sind kompetenzorientiert gestaltet.
  • Die Rahmenbedingungen stimmen, wenn für Eure individuelle Entfaltung Raum und Equipment bereitgestellt sind. Ihr habt Ansprechpartner:innen, an die Ihr Euch jederzeit vertrauensvoll wenden könnt.

In diesem Sinne wünschen wir allen Studierenden einen guten Start in das Wintersemester 2022/23!

KomMa wirft einen Blick in die Praxis der Bürgermedien

Jette Mertins studiert Medienkommunikation an der Ostfalia, als wissenschaftliche Hilfskraft unterstützt sie KomMa bei Website und Social Media. Aktuell aber hat Jette ein Praktikum vorgezogen. Du studierst einen Medienbachelor in Salzgitter und willst wissen, wie das geht? Dann schreib uns! Jette arbeitet aktuell bei einem Kooperationspartner mit dem KomMa seit vielen Jahren verbunden ist. Vor über zehn Jahren startete mit Studi38-TV das erste gemeinsame Projekt mit TV38, dem Bürgerfernsehen für die Region.
Bei TV38 übernahm Jette vom ersten Tag an Verantwortung, heute plant, recherchiert, dreht sie, und geht mit den Ergebnissen in die Postproduktion – Turbolernerfahrung ohne Vorwarnung! Beim Bürgersender TV38 gilt: Mitmachen statt Zuschauen. Jettes erstes größeres Projekt für den Sender? Die Erstellung eines Social Media Konzepts für den Sender. An ihrem Arbeitsplatz mit drei Bildschirmen hält sie alle Social-Media-Kanäle im Blick.
Darüber hinaus kann Jette schon nach vier Wochen ein breites Spektrum an selbst produzierten TV-Beiträgen vorweisen: Von Sport über Wirtschaft bis zur Kultur ist alles dabei. Die Themen wählt sie meistens selbst bei Veranstaltungen fragt sie eigenständig an.

Für KomMa sind Bürgermedien auch ein wichtiges Forschungsfeld: “Was haben wir für Optionen, wenn der klassische Journalismus nicht mehr zu bezahlen ist? Wir müssen in der gesamten Gesellschaft daran arbeiten, wahrhaftige und gute Kommunikationsmittel zu bewahren. Das geht nur, wenn wir alles mitdenken, was Bürgermedien schon in der Vergangenheit geleistet haben!”, sagt KomMa-Prof. Harald Rau. Bürgermedien greifen Themen und Debatten vor Ort auf und tragen dazu bei, den Bürgern ein umfassendes Bild zu liefern.
Teil 2 von Jettes Erfahrungen bei TV 38 folgt bald. Wer nicht warten möchte, dem gibt Jette gleich zwei Empfehlungen mit auf den Weg: “TV38 Kompakt” und “Area38” aus und für die Region – unter anderem mit Beiträgen von Jette.

Weitere Blogbeiträge zu TV38:

Aus dem Komma-Master direkt in die Verantwortung

Aus dem KomMa-Master direkt in die Verantwortung

Selina Bauer – Studentin im Masterstudiengang Kommunikationsmanagement – kann mit einem ebenso ungewöhnlichen wie erstaunlichen Karriereschritt aufwarten. Sie wird Redaktionsleiterin bei TV38. KomMa-Professor Harald Rau war von Jürgen Stricker, dem ebenfalls noch recht neuen Geschäftsführer des Senders auf die Ausschreibung aufmerksam gemacht worden – und hat die Möglichkeit an ausgewählte Top-Studierende kommuniziert. Rau: “Frau Bauer ist ohne Frage hervorragend geeignet für den Job, sie moderiert souverän und routiniert, denkt strategisch, und sie hat sich durch sehr sorgfältig strukturierte und ausgezeichnet umgesetzte Projekte einen guten Ruf bei uns erarbeitet.”, und er ergänzt: “Es fiel also sehr leicht, auch eine Empfehlung mit auf die Reise zu geben.” Die Wege sind dabei kurz, der neue Geschäftsführer des Senders ist auch schon als Lehrbeauftragter der Ostfalia in Erscheinung getreten.

TV38 bietet Bürgerfernsehen für den Postleitzahlenraum 38 und sendet mit Lizenz der Niedersächsischen Medienanstalt. Erst kürzlich war die Lizenz um nur drei weitere Jahre verlängert worden. Dies galt als Signal, mehr Eigenproduktionen anzubieten und einen überfälligen Modernisierungsschub einzuleiten. Die Gründung des Bürgerfernsehens geht auf die 1980er Jahre zurück, als in Deutschland zum ersten Mal privates Fernsehen zugelassen wurde. Die Mediengesetzgebung installierte seinerzeit bewusst Offene Kanäle und Bürgermedien, um möglichst viele Möglichkeiten zur Steigerung der Medienkompetenz zu öffnen und die neue, über Breitbandkabel vermittelte Medienrealität mit Beteiligungskonzepten zu begleiten.

Bauer: “Ich freue mich sehr über das Vertrauen, dass mir der Geschäftsführer Jürgen Stricker sowie der Vorstand von TV38 entgegenbringen und werde die vielfältigen Aufgaben mit Elan angehen.”

Persönliche Einblicke in das Berufsfeld “Wissenschaft”.

Der Ostfalia Career Service interviewt KomMa-Teammitglied und KM-Absolventin Maja.

“Geplant war der Beruf der wissenschaftlichen Mitarbeit nie, heute weiß ich das Arbeitsumfeld Hochschule, die Vielseitigkeit von wissenschaftlicher Projektarbeit und die Freude an lebendiger Hochschullehre sehr zu schätzen.” (KomMa-Teammmitglied Maja über ihren beruflichen Werdegang)

Maja ist seit 2020 als wissenschaftliche Mitarbeiterin Teil des KomMa-Teams. Vorher hat sie sich in verschiedenen Bachelorstudiengängen umgeschaut, ist schließlich bei Medien- und Kulturwissenschaften geblieben und hat von 2016 bis 2019 ihren Master in Kommunikationsmanagement an der Ostfalia Hochschule in Salzgitter gemacht. Wie Maja diese Zeit erlebt hat, was sie heute in ihrer Tätigkeit als “WiMi” macht und welche Tipps sie ihren Studierenden mit auf den Weg gibt, das erzählt sie im Interview mit dem Career Service der Ostfalia. Die persönlichen Einblicke in das Masterstudium “Kommunikationsmanagement” und das Berufsfeld der wissenschaftlichen Mitarbeit gibt es in voller Länge hier:
https://www.youtube.com/watch?v=jnySJUnpmZc

Viel Spaß beim Schauen!

Egon Erwin Kisch, der rasende Reporter – ein Podcast von Linus Burkel und Finn Bodner

Lernen Sie kennen – Egon Erwin Kisch

Kisch erlebt Monarchie, Republik und Diktatur. Krieg, Flucht und Tod sind prägende Ereignisse in seinem Leben. Allem Leid begegnet er schreibend. Kisch schreibt einfühlsam, fesselnd und stets mit einer Prise Humor. Mit seinem Gefühl für Sprache und seinem Einsatz für die Wahrheit prägt er das Genre der Reportage bis heute.

KomMa beschäftigt sich 2018 im Rahmen eines Masterprojektes zum ersten Mal mit dem Prager Autor. Ausgehend von historischen Kontexten will die seitdem andauernde Auseinandersetzung mit Egon Erwin Kisch auch zukünftig aktuelle Fragen erörtern, die sich z.B. aus der Rückkehr von autoritärem Denken, aus neuen Formen von Hass und Gewalt und durch wachsenden Antisemitismus ergeben. Um an die genannten Debatten anzuknüpfen, wird die wissenschaftlich gestützte (Wieder-) Verfügbarmachung der Werke Egon Erwin Kischs in Form einer wissenschaftlich-kritischen Edition an der Professur vorangetrieben.

Im Wintersemester 2020/21 haben die Kommunikationsmanagement-Studierenden Finn Bodner und Linus Burkel im Rahmen des Seminars „Kommunikationspraxis“ einen relevanten Beitrag zum Kennenlernen von Person und Werk „Kisch“ geleistet. Ihre konzeptionell und technisch selbstständig erarbeitete Podcastepisode ist auf diesem Blog in voller Länge zu hören. Eine für alle lohnenswerte Beschäftigung.

 

     Bild: Egon Erwin Kisch.

Egon Erwin Kisch wird am 29. April 1885 in Prag geboren und stirbt dort am 31. März 1948. Er ist Journalist und Schriftsteller. Nach ihm wurde nicht nur der Egon-Erwin-Kisch-Preis* benannt, er gilt bis heute als der “Rasende Reporter”. Seine umfangreichen Schriften und Korrespondenzen dokumentieren jedoch, dass das „Rasende“ im Grunde nicht zu seinem Arbeitsprozess zählt – Kisch ist vielmehr akribischer und sorgfältiger „Konstrukteur“ eingängiger und bewegender Texte. Humorvoll, nahbar und gesellig – Kisch ist jemand, der den Mittelpunkt des Interesses sucht und genießt. Dabei immer an seiner Seite: Eine Tasse Kaffee und die Zigarette im Mundwinkel.

* Im Rahmen des Nannen Preises wird der EGON ERWIN KISCH-PREIS als Preis für die beste Textreportage vergeben.

 

Kisch beginnt kurz nach der Jahrhundertwende als Lokalreporter in Prag. Wenige Jahre später schon ist er aber vor allem Schriftsteller und Chronist seiner Zeit; ein politischer Mensch, beliebt und umstritten. Sein Leben und seine Literatur lassen sich als ein eindrückliches Zeitzeugnis verstehen. Beginnend mit dem Untergang der Donaumonarchie und dem Deutschem Kaiserreich, über die Grausamkeit des Krieges und das Aufbäumen in Revolutionstagen erlebt Kisch Aufstieg und Fall der Weimarer Republik, die Unmenschlichkeit des Dritten Reiches sowie die Flucht ins Exil. Vor diesem Hintergrund war es ihm (nicht nur als Person jüdischer Herkunft) unmöglich, unpolitisch zu sein. Literarisches Schreiben, ob in Reportage- oder Buchform, versteht Kisch im Sinne von Gemeinschaft, er tritt ein für eine lebendige gesellschaftliche Diskussion.

Der Podcast der studentisch erarbeiteten Reihe „Demokratie lernen!?“ ermuntert, Kisch kennenzulernen und sein Werk zu studieren. Fühlen Sie sich inspiriert, sich mit historischer Literatur zu beschäftigen. Weshalb? Zum einen, da Kisch Texte schreibt, die spannend wie ein Kriminalroman sind; sie sind dialektisch, geistreich und witzig. Mit einem feinen Gespür für Sprache werden die Leserinnen und Leser in den Bann gezogen. Ihnen wird Literatur mit Tiefgang geboten, die zum Hinterfragen und zur geistigen Mitarbeit anregt. Zum anderen öffnet die Beschäftigung mit Vergangenem den Horizont in eine andere Zeit und erlaubt, auch im Hier und Jetzt über den Tellerrand zu schauen. Wir empfehlen: Setzen Sie sich mit Literatur auseinander, um mit ihr und durch sie die eigene Weitsicht zu stärken und sie in Ihre Gegenwartsperspektive einzubeziehen.

 

Kommentar des KM-Masterstudierenden Linus Burkel:

„Ich bin das erste mal mit Kisch im Rahmen unseres Moduls in Kontakt gekommen und war verwundert, dass mir der Name komplett unbekannt war, obwohl er als „Erfinder der modernen Reportage“ bezeichnet wird. Nun nachdem ich mich einige Monate mit dem Leben von Kisch beschäftigt habe und mit vielen Experten über ihn sprechen durfte, ist es mir unerklärlich, dass so wenig über ihn und seine Werke berichtet wird. Meiner Meinung nach ist Egon Erwin Kisch eine wichtige Figur in der deutschsprachigen Literatur-/Journalismusgeschichte.“

 

Shownotes zur Podcast-Episode

  • Es sprechen: Finn Bodner und Linus Burkel
  • Autoren und technische Umsetzung: Finn Bodner und Linus Burkel
  • Interviewgäste in dieser Folge: Prof. Dr. Michael Haller (Medienwissenschaftler), Dr. Christoph Kucklick (Leiter der Henri-Nannen-Schule / Hamburger Journalistenschule), Kayhan Özgenc (stellvertretender Chefredakteur Business Insider Deutschland), Dr. Marcus Patka (Jüdisches Museum Wien und Autor von: „Egon Erwin Kisch. Stationen im Leben eines streitbaren Autors.“)

 

Anmerkung des Podcast-Lektorats (Viktoria Heyer und Maja Bahrke):

  1. Zur Namensfindung E.E.K.: Als Schüler unterschreibt Egon Kisch sein Gedicht mit E. Kisch, er will anonym bleiben. Ein Redakteur macht daraus Erwin Kisch. Der Name Egon Erwin Kisch ist geboren.
  2. Anzahl der Arresttage: Sind vermutlich mit Skepsis zu betrachten, da die Angabe auf Kischs autobiographischem Roman „Marktplatz der Sensationen“ (1942) basiert.
  3. Kischs Aufklärung der Redl-Affäre: Ist umstritten, denn seine Aufdeckung kann nicht bewiesen werden. Kisch hat die Causa aber sehr gut für sich genutzt und darüber geschrieben.

 

Literaturempfehlungen

Kisch, Egon Erwin (1922): Soldat im Prager Korps. 1. Aufl. Leipzig und Prag: K.

André.

Die dritte Auflage ist online abrufbar unter: https://www.projekt-gutenberg.org/kisch/prakorps/titlepage.html (zuletzt: 12.04.2022).

Kisch, Egon Erwin (1942): Marktplatz der Sensationen. 1. Aufl. Mexiko-Stadt: El libro libre.

Die zweite Auflage, erschienen im Aufbau-Verlag Berlin, ist online abrufbar unter: https://www.projekt-gutenberg.org/kisch/sensatio/titlepage.html (zuletzt: 12.04.2022).

 

Titelbild: Es zeigt das Café Montmarte in der Prager Altstadt. Kisch war hier zu Beginn des 20. Jahrhunderts Stammgast.

Literatur für die Hochschullehre – Drei Empfehlungen

Das Bündnis für Hochschullehre Lehre-hoch-n, bekannt für seine Initiative und Lobbyarbeit für bessere, engagierte und zukunftsorientierte Hochschullehre hat seine Mitglieder zum Projektabschluss gebeten, für sie jeweils prägende “Lehrliteratur” zusammenzustellen. Maximal drei Texte waren erlaubt. Hier kommt die – sehr persönlich gehaltene – Auswahl von KomMa-Professor Harald Rau, wer mehr lesen will, kann das hier (das Bildmotiv zu diesem Beitrag, eine Illustration von Johanna Benz, ist dem frei downloadbaren Band entnommen):
https://lehrehochn.de/wp-content/uploads/2020/12/lehre_n_abschlusspublikation.pdf

PESCHEL, F. (2002). Ist das Unterricht? Unterricht ohne zu unterrichten. In R. Voß (Hrsg.). Unterricht aus konstruktivistischer Sicht. die Welten in den Köpfen der Kinder (S. 7-11). Neuwied; Kriftel, Luchterhand.
Kein pädagogischer Text war in der Lage, mein Denken über Lernen und Lehren so nachhaltig zu beeinflussen und zu verändern, wie dieser Werkstattbericht eines Grundschullehrers. Kurz, prägnant (vier Seiten lang), berührend, ehrlich, authentisch und mitreißend zugleich. Der Rest des Herausgeberbandes von Reinhard Voß ist nicht minder empfehlenswert – ein weiteres Highlight wäre das Interview mit Ernst von Glasersfeld, dem radikalen Konstruktivisten.

HEROLD, M. &; HEROLD, C. (2017). Selbstorganisiertes Lernen in Schule und Beruf. (Aufl. 3). Weinheim: Beltz Verlag.
Die zentrale Schlüsselkompetenz in der modernen (Hochschul-)Lehre lautet: Selbstorganisationskompetenz. Herold und Herold führen strukturiert im Sinne von für den Leser wohlgeordnet, damit zielführend und leicht lesbar in die Welt der Selbstorganisation, wobei der besondere Reiz des Buches in den Ausführungen zu unzähligen Hilfsmitteln, Werkzeugen, Stützen und Methoden liegt – ein wahrer Fundus für alle Lehrenden. Es ist für Lehrer und Weiterbildner in Unternehmen geschrieben – verdient aber die breite Rezeption in den Hochschulen!

KRISHNAMURTI, J. (2008). Education and the Significance of Life. San Francisco: Harper-Collins.
Es mag überraschen, dass hier ein eher spirituell angehauchter Buchvorschlag erscheint. Am Ende aber zählt stets die eigene, die innere, tiefe Einstellung zum Bildungsprozess, zählen die Glaubenssätze, die wir kulturell verinnerlicht haben und die wir als Lehrende leben. Dieses Buch hilft dabei, alles in Frage zu stellen, was wir über Lernen an Überzeugungen gewonnen und in Affirmationen gefestigt haben. Eines meiner Lieblingszitate: “As a teacher I must have the feeling that when you leave school or college you should be without fear. If really have that feeling, I can help you to be free of fear.” Hinzuzufügen wäre: Mich persönlich hat die Workshop-Arbeit am Bildungsverständnis im ehemaligen Wohnhaus Krishnamurtis nachhaltig verändert. Ich glaube, ich bin heute ein besserer Lehrer, wenngleich auch dieses wieder einer jener vertrackten Glaubenssätze wäre.

 

Illustration: Johanna Benz.

Studie des KomMa-Teams über Politikervertrauen von Schülern erschienen

In der jüngeren Vergangenheit entstand im Rahmen der Förderlinie “Innovation Plus”, die in Niedersachsen für innovative Lehr- und Lernkonzepte steht, ein neuer Kurs, der für Studierende der Ostfalia die Arbeit an und mit Masterarbeiten optimiert. Jetzt tritt das KomMa-Team in der neuen Förderperiode mit einem neuen Konzeptvorschlag an: “Lernen durch Lehre für Lehrende und Forschende”, so der Titel des Projektes. Der Hintergrund: In den erfolgreichen Forschungsprojekten der Ostfalia wird die Kommunikation von Projektergebnissen und neuen Erkenntnissen zumeist auf die jeweilige Fachgesellschaft begrenzt. Dabei erhält Wissenschaftskommunikation – hier ganz grundsätzlich verstanden als Austausch mit der Öffentlichkeit – wachsende Aufmerksamkeit (vgl. Schütte 2020). Auch als Arbeitsfeld für Absolventen des Studiengangs Kommunikationsmanagement gewinnt die Wissenschaftskommunikation Jahr für Jahr zunehmend an Bedeutung: Die Zahl der Ausschreibungen zur Gewinnung von Öffentlichkeitsarbeitern von (zumeist außeruniversitären) Forschungseinrichtungen der Leibniz-Gemeinschaft, der Max-Planck-Gesellschaft und aller an-deren großen Institute ist stark angestiegen. Zudem erhält in vielen Förderlinien (insbesondere auf EU-Ebene) ein vorgesehener, professioneller Austausch mit der Öffentlichkeit bei Vergabeentscheidungen zunehmend höhere Relevanz, was auch für diese Projekte oft die Einbindung von dafür ausgebildeten Kommunikationsmanagern erforderlich macht, zumindest jedoch die Integration von Know-how erfordert. In den kommenden Jahren werden bundesweit drei große Zentren für Wissenschaftskommunikationsforschung (VW-Stiftung 2020) gefördert, was auch bezogen auf eine Karriere in der (Kommunikations-)Wissenschaft (angestrebte Promotion) das Qualifikationsfeld an Attraktivität gewinnen lässt – in den Kommunikationswissenschaften wird die Bedeutungszunahme seit gut zehn Jahren unter dem Begriff der Medialisierung der Wissenschaft breit diskutiert, daneben spielen Aspekte der Disintermediation eine wichtige Rolle. 

Der mit diesem Antrag verbundene und im Zuge der jüngsten Reakkreditierung (mit Beginn WS 20/21) neu gefasste Studiengang Kommunikationsmanagement sieht sowohl konkrete Vertiefungen als auch projektbasierte Lehre vor. Das hier beantragte Projekt wird das Konzept LdL (Lernen durch Lehren) nach Kenntnis der Antragsteller erstmalig auf ein Blended-Learning-Angebot für Lehrende an Hochschulen anwenden (eine große Zahl an Quellenverweisen auf das zwischenzeitlich recht gut erforschte LdL-Konzept können auf Anfrage zusätzlich eingereicht werden, ebenso wie Quellen zur Medialisierung der Wissenschaft und zur Disintermediation). 

Konkret: Studierende des Masterkurses entwickeln in zwei zusammengehörigen Modulen (Vertiefungsrichtung und Projekt) ein Lehrangebot, das als Moodle-Kurs für Forscherinnen und Forscher der Ostfalia zur Verfügung steht. Dieser Kurs führt die Forschenden stark anwendungsorientiert in die zielgerichtete Wissenschaftskommunikation ein. Der im Ostfalia-System verfügbare Online-Kurs wird dann durch zwei Praxis-Workshops im Februar 2022 ergänzt, den ebenfalls Studierende vorbereiten und durchführen. In diesen Workshops werden insbesondere mediengerechte Darstellungsformen (massen- und sozialmediales Paradigma) eingeübt. Über die Vergabe von Mitteln für die Projekte im Feld Innovation Plus wird in den kommenden Wochen entschieden. Jetzt heißt es also: Daumen drücken für das KomMa-Team.

Foto: Annie Spratt / Unsplash

Gute Lehre? Gute Lehre! Sechs Geschichten…

Was hat meine Lehre inspiriert? – das fragt die “Stiftung Innovation in der Hochschullehre“. Diese wurde im Jahr 2020 auf Initiative der Regierungen von Bund und Ländern gegründet, um dauerhaft Qualität und Innovationen in Studium und Lehre zu fördern. KomMa-Professor Harald Rau hat aus dem “Was” für den “Hörsaal” als “Stimme zur Lehre” kurzerhand ein “Wer” gemacht. Den Podcast in sechs sehr persönlichen Geschichten gibt es in voller Länge auf der Website der Stiftung: https://stiftung-hochschullehre.de/hoersaal/
In einer guten dreiviertel Stunde schildert Harald Rau sehr persönlich, dass Lernen am Ende eine sehr emotionale Sache ist, dass es kein Patentrezept gibt und welche Rolle gute Vorbilder spielen – auch dann spielen, wenn man sie im ersten Moment ganz und gar nicht als Vorbilder erkennen und anerkennen will. Bildungsbiografiearbeit einmal anders.

Auszeichnung für Roland Göbbel als bester Dozent der Fakultät 2021

Auf der jährlichen Absolventenfeier des Ostfalia-Campus Salzgitter werden neben den jahrgangsbesten Absolvent:innen auch die am besten evaluierten Dozierenden des Jahres geehrt. In der Gruppe der wissenschaftlich Mitarbeitenden mit Lehraufgaben durfte KomMa-Mitglied Roland Göbbel die Auszeichnung als ‚bester Dozent des Jahres 2021‘ der Fakultät Verkehr-Sport-Tourismus-Medien entgegennehmen.

Als Lehrkraft für besondere Aufgaben deckte Roland Göbbel in seinen Lehrveranstaltungen des vergangenen Sommer- und Wintersemesters ein breites thematisches und methodisches Spektrum ab: In den Grundlagen-Kursen ‚Methodenkompetenz‘ und ‚Statistik und Anwendungen‘ des 1. und 2. Mastersemesters Kommunikationsmanagement legte er zusammen mit seinen Studierenden die Basis für ausgereifte Forschungs- und Praxisprojekte, die die Studierenden im weiteren Verlauf ihres Masterstudiums zu selbstgewählten Themen durchführen. „Dabei ist mir ist nicht nur daran gelegen, methodisches und statistisches Basiswissen auf Masterniveau zu vermitteln, sondern besonders auch die praktische Anwendung dieser Kenntnisse in den Fokus zu rücken“, so Göbbel.

Im BA-Studiengang Medienkommunikation ließ er außerdem im Zuge des KomMa-Innovation-plus-Projekts zur Wissenschaftskommunikation  die Studierenden des 4. Semesters in die Rolle von Lehrenden schlüpfen, wo sie unter seiner Anleitung Moodle-Kurse für Forschende zur Einführung in die Wissenschaftskommunikation kreierten. Sie setzten im 5. Semester die Beschäftigung mit diesem Thema in einem neu konzipierten Lehrforschungsseminar fort, wo sie qualitative Interviews zur Evaluation der Moodle-Kurse und eine breit angelegte Befragung zur WissKomm unter den Ostfalia-Forschenden durchführten.

Angesprochen auf seine Lehrmethodik, erklärt Göbbel: „Ob in klassischen Seminarsituationen mit Referaten und Diskussionen oder in Projektkontexten mit großen Teamarbeitsanteilen ist mir die Förderung von Interaktion und Kommunikation zwischen meinen Studierenden besonders wichtig – gerade in Zeiten der Pandemie, in der digitale Online-Lehre an der Tagesordnung] ist und keine Studierenden auf der Strecke bleiben sollen.“ Hierbei setzt er neben den bewährten Videokonferenzsystemen und der Lernplattform Moodle seit Mitte 2020 verstärkt auf die Chat- und Kollaborationsplattform Discord. „Auf diese Weise lassen sich nicht nur Gruppenarbeiten während einer Lehrveranstaltung prima managen, sondern man hält auch zwischen den einzelnen Lehrveranstaltungen beständig Kontakt zu den Studierenden, animiert sie zur Zusammenarbeit und unterstützt sie dadurch nachhaltig bei ihrem Lernfortschritt.“

Das gesamte KomMa-Team freut sich sehr mit Roland Göbbel über diese Auszeichnung und die damit verbundene Wertschätzung seiner Arbeit durch die Studierenden der Ostfalia-Medienstudiengänge. Die durch Dekan Prof. Dr. Heinz-Dieter Quack vorgenommene Ehrung im Rahmen der am 22.01.2022 live produzierten und über YouTube gestreamten ‚Graduation Show‘ ist wie auch die gesamte Absolventenfeier über folgenden Link abrufbar: https://youtu.be/mVoh5fJNFNk?t=3157

 

Fotos: Julia Homann und Roland Göbbel