Herausforderung Medienmanagement-Forschung

Porto am Abend. Ein Hingucker. Dabei geht es in diesem Kurzbeitrag nicht um touristische Qualitäten eines der attraktivsten europäischen Reiseziele, sondern um eher Handfestes, genauer um die Frage, warum es eigentlich so schwer ist, im Feld Medienmanagement zu forschen? Es gibt zahlreiche Gründe dafür, warum es sich gerade hier schwieriger gestaltet als anderswo. Bei der Jahrestagung der IMMAA, der “International Media Management Academic Association” wurden auf KomMa-Initiative in diesem Jahr einige davon diskutiert. Dabei stand insbesondere der Umgang mit “publizistischen” Innovationen zur Diskussion. Denn an Beispielen lässt sich zeigen: Medieninnovationen kommen eher in nur einem der entscheidenden Märkte an, im Werbemarkt. Dabei ist dieser ja bekanntermaßen ein abgeleiteter, schließlich wird dort mehr oder weniger die Aufmerksamkeit und das Interesse der Nutzerinnen und Nutzer “vermarktet”. Am Ende bleiben auch für technische Entwicklungen und Innovationen zahlreiche Herausforderungen – mehr dazu in den angefügten Dateien.

Fünf Jahre, viele Studien und jede Menge Erkenntnisgewinn

Wie ist es um die Innovationskraft im Medienmanagement auf der regionalen Ebene bestellt? Mit einem großen Feuerwerk an Veröffentlichungen feiert KomMa den Abschluss eines seiner wichtigsten Forschungsprojekte der vergangenen Jahre. Aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) finanziert, arbeitete das Team über fünf Jahre hinweg an der Frage, wie sich Location-based Services (LBS), also standortbasierte Dienste für die regionale Medienkommunikation nutzen lassen, vereinte Akzeptanzstudien mit Marktanalysen und einer global angelegten Delphi-Befragung. Das KomMa-Team reiht sich mit dem Projekt und seinen Ergebnissen in eine kleine Gruppe von weltweit drei Zentren (USA, Norwegen, Salzgitter) mit Expertise auf diesem Feld ein.
Da die KomMa-Forschungen zumeist auch mit Blick auf konkrete Praxisorientierung angelegt sind, können hier die wesentlichen Erkenntnisse für die Praxis des regionalen Medienmanagements zusammengefasst werden. Wer Interesse am gesamten Abschlussbericht zum Projekt hat, einfach hier klicken

Und hier die wesentlichen Erkenntnisse für Manager regional orientierter Medien:
Erkenntnis 1: Das Management regionaler Medienhäuser ist klassisch orientiert (und will dies offenbar auch bleiben), es hat eine eher schwach ausgeprägte Fehlerkultur, lädt Mitarbeiter eher wenig zum Experimentieren mit neuen Technologien ein, reagiert auf wirtschaftlichen Druck mit Kürzungs- und Sparprogrammen und muss mit Blick auf das Projekt als eher zurückhaltend innovationsbereit eingestuft werden.
Erkenntnis 2: Innovationstreiber der Branche sind Startup-Unternehmen. Diese können am Markt vielfach noch nicht eigenständig überleben, zeigen aber gleichermaßen Entwicklungsmöglichkei-ten und Problemstellungen künftiger regionaler Medienkommunikation auf. Aus diesem Grund wurde in der Schlussphase des Projektes das Journalismus-Startup „Cluster“ als Partner mit aufgenommen.
Erkenntnis 3: Das Land Niedersachsen wird für Medieninnovatoren nicht als idealer Standort gesehen. Der Know-how-Abfluss kann in und mit dem vorliegenden Projekt nachweislich dokumentiert werden. Die Gründe liegen in einer vergleichsweise schwächer ausgeprägten VC- und Startup-Kultur, sowie in der Problematik, hochqualifizierte Mitarbeiter für Startup-Unternehmen zu begeistern. Hier rächt sich möglicherweise der Erfolg der Mobilitätsbranche in Niedersachsen, der dafür sorgt, dass hohe Einstiegsgehälter gezahlt werden können und Fachkräfte schnell vom Markt aufgesogen werden.

Gesellschaftliche Veränderungsperspektiven…

…so heißt eines von sieben Forschungsfeldern der Ostfalia Hochschule. Mit seinen Schwerpunkten und Projekten hat KomMa an diesem Feld und seiner Ausgestaltung nicht unerheblichen Anteil. Die neue Forschungsbroschüre der Ostfalia gibt einen schnellen und angenehm-kompakten und zweisprachig in deutsch und englisch gehaltenen Überblick über Forschungsprojekte, Transfer in die Wirtschaft, zentrale Einheiten der Forschungskoordination und Anknüpfungspunkte für gesellschaftliche Entscheider. Interesse? Dann einfach eine persönliche Nachricht an KomMa mit Adressangabe.

Jetzt in der ‚MedienWirtschaft‘ – die aktuelle KomMa-Studie zu Location-based Services

Vergangenes Jahr wurde das KomMa-Team bereits für die Einreichung ‚Location-based Services als medienökonomische Erfolgsfaktoren für partizipative Nutzererfahrungen in regionalen Nachrichtenmedien‘ auf der Jahrestagung der Fachgruppe Medienökonomie zum Thema ‚Internet-Intermediäre und virtuelle Plattformen medienökonomisch betrachtet‘ mit dem Best-Paper-Award 2021 ausgezeichnet. Nun bot sich den Autoren Per Ole Uphaus, Naomi Nowak, Björn Beringer und Harald Rau die Gelegenheit ihren Tagungsbeitrag im aktuellen Special Issue „Internet-Intermediäre und virtuelle Plattformen medienökonomisch betrachtet“ der Zeitschrift MedienWirtschaft – Perspektiven der digitalen Transformation zu veröffentlichen (DGPuK-Schwerpunktheft 4/2021). Die Fachzeitschrift MedienWirtschaft versteht sich laut eigenen Angaben als „Fachmedium, das die Identifikation, Analyse und Gestaltung von Chancen und Risiken in der Medienbranche und in Medienabteilungen durch einen wissenschaftlich soliden und zusätzlich interdisziplinären Zugang unterstützt“ (MedienWirtschaft 2022). Die Artikel erscheinen in gedruckter Form; alle zudem bereits online erschienenen Ausgaben sind in der in der beck-eLibrary verfügbar.
Methodologisch zielte der Beitrag darauf ab, mittels eines zweistufigen Delphi-Studie mit internationalen Expert:innen aus Wirtschaft und Wissenschaft partizipative LBS-Anwendungen und damit zusammenhängende Herausforderungen und Lösungsansätze, sowie den zukünftigen Forschungsbedarf zu identifizieren. Die Studie konnte aufzeigen, dass bei traditionellen Medienunternehmen die größten Herausforderungen der LBS-Implementierung auf intraorganisationaler Ebene bestehen und diese nach wie vor ein ‚Print-First-Mindset‘ aufweisen. Augmented-Reality konnte als die LBS-Technologie mit den zukünftig vielfältigsten Anwendungspotenzialen identifiziert werden. Darüber hinaus erwiesen sich Expert:innen-Ratings als mögliche Lösungsansätze für Akzeptanzprobleme auf Nutzer:innenseite. Als einen besonders wichtigen Schritt im Zuge partizipativer Möglichkeiten des Medienmanagements nannten die Expert:innen zudem einstimmig die direkte Beteiligung der Nutzer am Entwicklungsprozess von LBS-Apps.
Die Delphi-Studie wurde seitdem außerdem auch mit neuem und verändertem Fokus auf der internationalen Tagung der European Media Management Association 2021 in Jönköping eingereicht und vorgestellt.

Besondere Auszeichnung für Harald Rau

Forschungseckprofessor

Der Salzgitteraner Professor für Kommunikationsmanagement, Harald Rau, erfährt eine besondere Anerkennung. Er wird so genannter Forschungseckprofessor. Diese Auszeichnung erhalten insgesamt zehn der rund 240 Professuren der Hochschule Ostfalia mit ihren vier Standorten, allesamt haben sich um die Forschung an der Ostfalia besonders verdient gemacht. In Salzgitter gibt es nur diese einzige der für fünf Jahre vergebenen Auszeichnungen;  nach drei Jahren wird geprüft und im Idealfall um zwei Jahre verlängert.

Für eine solche Professur kommt nach Richtlinie der Hochschule nur infrage, wer erfolgreich und regelmäßig Fördermittel einwirbt und in seinem Fach nicht nur gut vernetzt ist sondern auch aktiv an anspruchsvollen Veröffentlichungen arbeitet. Der Dekan der Fakultät, Prof. Dr. Heinz-Dieter Quack: „Harald Rau hat diese Auszeichnung verdient, seit vielen Jahren wirbt er erfolgreich Forschungsgelder für unsere Fakultät ein, arbeitet eng vernetzt und, wie wir es nennen: interdisziplinär mit Kollegen aus anderen Bereichen der Fakultät zusammen. Zudem unterstützt er als Forschungsbeauftragter das gesamte Kollegium in Salzgitter seit vielen Jahren nachhaltig in allen Fragen, die Anträge für Projekte oder die Ausgestaltung von Forschungsvorhaben betreffen.”

Der Medienbereich, dessen Ausbau Rau in den vergangenen zwölf Jahren am Campus in Salzgitter-Calbecht maßgeblich mit vorangetrieben hat, zählt zwischenzeitlich zu den ersten Adressen in Norddeutschland, Rau ist international anerkannter Wissenschaftler im Bereich Medienökonomie und Medienmanagement. Aktuell arbeitet er daran, wie und über welche Medien wir uns in der Zukunft austauschen werden – als besonders spannend sieht er hier die Frage, wie sich lokaler und regionaler Journalismus entwickeln werden, wenn immer mehr Menschen nicht nur Leser, Hörer und Zuschauer sind, sondern auch Schreibende, Sprechende und Filmende werden. Forschungen der Professur sind unter anderem am Leibniz Wissenschafts-Campus „Postdigitale Partizipation“ unter Federführung des Braunschweiger Georg-Eckert-Institutes für internationale Schulbuchforschung angesiedelt.

Darüber hinaus hofft Rau in diesen Tagen auf eine erfolgreiche Antragstellung beim Bundesumweltministerium. Hier geht es, gemeinsam mit den Recycling-Experten der Ostfalia nicht nur um mehrere Millionen an Fördergeldern sondern insbesondere um die Vermeidung von Plastikmüll in asiatischen Küstengewässern. Harald Rau selbst sieht die Übernahme der Forschungseckprofessur nicht nur als persönlichen Erfolg: „Solch große Schritte gelingen nur in und mit einem außergewöhnlichen und hoch motivierten Team!“

Foto: Sascha Griese