Es war sein letzter Beitrag in einem wissenschaftlichen Werk. Der große schwedische Sozialwissenschaftler Jan Ekecrantz macht sich zum Jubiläum der Journalistik-Ausbildung an der Finnischen Universität Tampere Gedanken über die Zukunft des Journalismus, thesenstark und im Rückblick visionär. Der Text dazu erschien auf Einladung von Komma-Professor Harald Rau im Jahr 2006 postum – aus dem Englischen übersetzt von Katharina Botha – mit dem Titel: Medien und Journalismus. Eine Skizze der Zukunft. Ekecrantz schreibt wissend und aus weitreichenden Erfahrungen: Er lehrte und forschte an den Universitäten Helsinki, Tampere, Tartu, St. Petersburg, Moskau, Pariks, Amsterdam, Barcelona und Stanford.
Aktuell bildet der Text den Einstieg zu einem Vertiefungsseminar im Bereich Mediensystem, das die Rolle von Plattformen und die Zukunft des klassischen Journalismus im Mediensystem in den Blick nimmt. Es ist angesiedelt im Masterstudiengang Kommunikationsmanagement und beschäftigt sich ausgehend von Ekecrantz’ Thesen mit Plattformlösungen und neuen Geschäftsmodellen für Journalismus und journalismusnahe Dienstleistungen. Dabei werden Gegenmodelle zur aktuellen Forschung über Paid Content, Plattformen und Zahlungsbereitschaft im digitalen Journalismus entwickelt und ein auch (mit Unterstützung aus dem KomMa-Team) wachsendes plattformjournalistisches Start-up-Projekt.
Der berühmte schwedische Soziologe schreibt 2006: “angenommen, die Zukunft des Journalismus – Journalismus ist hier wörtlich zu verstehen als die täglichen Berichte über das Geschehen in der Welt – wird gleichzeitig global, konfliktgeladen, digital, online und mobil, privat und individuell, interaktiv, visuell, performativ und fiktional – und demzufolge post-journalistisch und post-mainstream sein – dann kristallisieren sich mit diesen Begriffen zehn mögliche Folgen für die geopolitischen, technologischen, sozialen, ästhetischen und journalistischen Gegebenheiten heraus.” Allein dieser zentrale Satz zeigt seine prognostische Kraft.
Es war höchste Zeit, Ekecrantz wieder zu lesen. Die Studierenden im Masterstudiengang Kommunikationsmanagement an der Ostfalia tun es – mit Begeisterung – kritisch hinterfragend, auf hohem Niveau reflektierend. So findet Hochschullehre auch in der digitalen Lehre ihren wahren Sinn, Diskursräume für die Zukunft zu schaffen.
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