Projektlaufzeit:
2015 bis 2022

Projektleitung:
Prof. Dr. Harald Rau

Projektkoordination:
Annika Ehlers (bis 2018), Kristoph Siemens (bis 2018), Per Ole Uphaus (bis 2021), Naomi Nokwak (Projektabschluss)

Methoden:

Akzeptanzstudien, zweistufige Delphi-Studie, Markt- und Branchenanalyse, Fokusgruppengespräche, Prototypisierung (Design-Sprint).

Location-based Services
(LBS) – Anwendungen, die durch Lokalisierung Mehrwert für den Nutzer schaffen – haben insbesondere angesichts zunehmender Tendenzen der Digitalisierung enorm an Bedeutung gewonnen. Mit einer ständig steigenden Nachfrage nach schneller und flexibler mobiler Kommunikation erwarten die Nutzer, dass digitale Medienangebote speziell auf ihre Interessen und ihren situativen und räumlichen Kontext abgestimmt sind. Das macht standortbasierte Technologien für die
regionale Medienkommunikation interessant, da regionale Stakeholder zumeist über einzigartiges lokal- bzw. regionalspezifisches Wissen verfügen. Für das Projekt ergab sich somit diese übergeordnete Fragestellung: Welche Chancen und Risiken von LBS lassen sich für die regionale Medienkommunikation identifizieren?

Im Zuge der LBS-Forschung wurden seitens KomMa Nutzerstudien auf Basis der „Unified Theory of Acceptance and Use of Technology“ erstellt, eine dynamische Marktanalyse mit internationalem Schwerpunkt durchgeführt (eigenentwickelte, mehrstufige Methode), eine Inhaltsanalyse zu LBS in Apps deutscher Medienunternehmen sowie eine systematische Literaturanalyse angefertigt. Die Forschung mündete schließlich in eine global ausgerichtete Delphi-Studie mit zwei Iterationen sowie in einen Design-Sprint zur Prototypisierung von Anwendungen. Alle Forschungsschritte wurden auf internationalen und nationalen Tagungen vorgestellt und prominent publiziert.

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Folgende Erkenntnisse – kurz zusammengefasst – konnte das KomMa-Team für die Praxis des regionalen Medienmanagements gewinnen:

Erkenntnis 1: Das Management regionaler Medienhäuser ist klassisch orientiert (und will dies offenbar auch bleiben), es hat eine eher schwach ausgeprägte Fehlerkultur, lädt Mitarbeiter eher wenig zum Experimentieren mit neuen Technologien ein, reagiert auf wirtschaftlichen Druck mit Kürzungs- und Sparprogrammen und muss mit Blick auf das Projekt als eher zurückhaltend innovationsbereit eingestuft werden.

Erkenntnis 2: Innovationstreiber der Branche sind Startup-Unternehmen. Diese können am Markt vielfach noch nicht eigenständig überleben, zeigen aber gleichermaßen Entwicklungsmöglichkeiten und Problemstellungen künftiger regionaler Medienkommunikation auf. Aus diesem Grund wurde in der Schlussphase des vorliegenden EFRE-Projektes das Journalismus-Startup „Cluster“ als Projektpartner mit aufgenommen.

Erkenntnis 3: Niedersachsen wird für Medieninnovatoren nicht als idealer Standort gesehen. Der Know-how-Abfluss kann in und mit dem vorliegenden EFRE-Projekt nachweislich dokumentiert werden. Die Gründe liegen in einer vergleichsweise schwächer ausgeprägten VC- und Startup-Kultur, sowie in der Problematik, hochqualifizierte Mitarbeiter für Startup-Unternehmen zu begeistern. Hier rächt sich möglicherweise der Erfolg der Mobilitätsbranche in Niedersachsen, der dafür sorgt, dass hohe Einstiegsgehälter gezahlt werden können und Fachkräfte schnell vom Markt abgezogen werden.

Die zusammengetragenen Aspekte können auch als Leitfaden für Medienmanager formuliert werden.

Die Forschungsarbeit im Projekt konnte herausarbeiten, dass regional verankerte Medienmanager eher Risiken beim Einsatz von Technologien wie Location-based Services sehen. Die Potenziale werden kaum wahrgenommen (siehe Kapitel 3). Ein Leitfaden soll hier final als Projektergebnis wesentliche Anhaltspunkte für eine erfolgreiche LBS-Implementierung im regional und an Inhalten orientierten Medienmanagement zusammentragen. Die nachstehenden Handlungsempfehlungen können damit als wesentliches auf den empirischen Erkenntnissen der Projektlaufzeit beruhendes Ergebnis gesehen werden. Sie basieren auf den Forschungsleistungen im EFRE-Projekt und haben national wie international Aufmerksamkeit und Anerkennung erfahren.

Die zentralen Erkenntnisse der Forschungsarbeit sehen vor, dass Medienmanager…

·       …LBS-Anwendungen sowohl für Indoor- als auch für Outdooranwendungen entwickeln können, es gibt für beide Anwendungsmöglichkeit passende Szenarien.

·       …BLE-Beacons und WiFi-Triangulation als Tracking-Technologie berücksichtigen sollten, da diese als zielführende technologische Lösungen gesehen werden.

·       …bezogen auf den Nutzer bei der Entwicklung von LBS-Apps berücksichtigen sollten, dass ein spürbarer Mehrwert gesehen wird, z.B. ein aktuelles Problem des Nutzers gelöst wird oder die ausgespielten Inhalte als unterhaltsam empfunden werden.

·       …den Mehrwert der Ortungsfunktion in leicht verständliche Beschreibungen (bspw. in Form von Teasern) darstellen sollten, um zu verhindern, dass Nutzer die Ortungsfunktionen der App direkt nach der Installation wieder deaktivieren.

·       …ihre LBS-Anwendungen benutzerfreundlich und einfach gestalten sollten, weil dies Nutzer am ehesten motiviert, LBS-Apps herunterzuladen und zu installieren.

·       …die Funktion der „Google Maps API“ nutzen sollten, da eine klare Marktführerschaft von Google Maps im Bereich der Kartendienste gesehen wird.

·       …von Partizipationstools (lokale Facebook-Gruppen oder lokale Instagram-Accounts) profitieren können, auf denen Journalisten aktive Diskussionen mit ihren Nutzern initiieren.

·       …„Social Network Features“ wie Location-Sharing-Funktionen über Facebook und WhatsApp in ihre LBS-Anwendungen integrieren sollten, da dies von Nutzern ausdrücklich gewünscht wird.

·       …LBS sub- oder hyperlokal einsetzen, zur Erschließung neuer Zielgruppen nutzen sowie für Inhalte vorsehen können, die nicht ständig aktualisiert werden müssen.

·       …zeitbasierte Push-Nachrichten in ihre LBS-Apps integrieren sollten.

·       …mit Gamification-Elementen, Augmented Reality oder auch Belohnungssystemen zur Gratifikation Nutzer aktiver beteiligen können. 

·       …aufgrund der Dominanz von Android-Betriebssystemen, LBS-Anwendungen zunächst auf Android-Systemen veröffentlichen sollten.

Bezogen auf das eigene Unternehmen und dessen Entwicklung sollten Medienmanager zudem…

·       …im Unternehmen eine Fehlerkultur etablieren und zu Experimenten mit neuen Technologien einladen.

 

·       …wissen, dass sie, wenn sie sich für den Einsatz von LBS entscheiden noch immer zu den Pionieren zählen.