Ansprechpartner:innen:
Prof. Dr. Harald Rau
Maja Bahrke (M.A.)
Viktoria Heyer (M.A.)

Forschungsfeld:
Gesellschaftliche Veränderungsperspektiven, Demokratieförderung durch Journalismusgeschichte

Zielgruppe:
Historisch-, literarisch-, journalistisch-Interessierte, Wissenschaftler:innen verschiedener Disziplinen (u.a. Literaturwissenschaft, Medienwissenschaft, Kommunikationswissenschaft, Journalismus, Geschichte), Studierende und Schüler:innen der Sekundarstufe II, Dozierende und Lehrkräfte

Kisch wird am 29. April 1885 in Prag geboren und stirbt dort am 31. März 1948. Er ist Autor und Journalist. Nach ihm wurde nicht nur der Egon-Erwin-Kisch-Preis benannt, er gilt bis heute als der „Rasende Reporter“. Seine umfangreichen Schriften dokumentieren, dass das „Rasende“ im Grunde nicht zu seinem Naturell zählt – Kisch ist vielmehr akribischer und sorgfältiger „Konstrukteur“ eingängiger und bewegender Texte. In der Publizistik- und Kommunikationsgeschichte sind die Person Kisch und sein Werk bisher unterrepräsentiert.

Die Ergebnisse der Masterarbeit von Maja Bahrke und Viktoria Heyer („Der Kisch-Code“, 2019) zeigen differenziert, stets literatur- und faktenbasiert, dass Egon Erwin Kisch nicht nur Journalist war, sondern vor allem Schriftsteller und Chronist seiner Zeit; ein politischer Mensch, beliebt und umstritten. Sein Leben und seine Literatur lassen sich als ein eindrückliches Zeitzeugnis verstehen. Beginnend mit dem Untergang der Donaumonarchie und Deutschem Kaiserreich, über die Grausamkeit des Krieges und das Aufbäumen in Revolutionstagen erlebt Kisch den Aufstieg und Fall der Weimarer Republik, die Unmenschlichkeit des Dritten Reiches sowie die Flucht ins Exil. Vor diesem Hintergrund war es ihm (nicht nur als Person jüdischer Herkunft) unmöglich, unpolitisch zu sein – er erkannte und kritisierte die manipulative Haltung der Medien sowie die Übernahme eines antidemokratischen Beamtenapparats in Polizei, Justiz und Militär. Nur wer aus vielen Perspektiven schaut und bereit ist, sich auf die Person einzulassen, wird Egon Erwin Kisch gerecht.

Ausgehend von historischen Kontexten, will die Auseinandersetzung mit Egon Erwin Kisch auch zukünftig aktuelle Fragen erörtern, die sich aus der Einschränkung des öffentlichen Lebens, der Kritik an der Demokratie, der Rückkehr von autoritärem Denken, einer Rückbesinnung auf den Nationalstaat und neue Formen von Hass und Gewalt sowie von wachsendem Antisemitismus ergeben. Um an die genannten Debatten anzuknüpfen, wird die wissenschaftlich gestützte (Wieder-) Verfügbarmachung der Werke Egon Erwin Kischs in Form einer wissenschaftlich-kritischen Edition vorangetrieben. Neben einer Printausgabe ist ein Online-Werkzeug für Forscher:innen geplant, das direkte Versionenvergleiche zulässt. Außerdem ist ein multimedial aufbereitetes Arbeitsmittel für Schüler:innen und Studierende zur Demokratiebildung in Arbeit. Darin geht es um unter anderem um die Fragen: „Inwiefern bildet Publizistik die Basis des demokratischen Systems?“, „Was ist aus den Jahren der Weimarer Republik zu lernen?“, „Wie hängen Aktivismus und Journalismus zusammen?“, „Wie kann Andersdenken in der Gesellschaft formuliert werden, welche Methoden und Mittel gibt es?“.